Einführung
Das Hauptthema der beiden Romane The Tiger’s Daughter und Wife ist die Amerikanisierung und Assimilation. Als Mukherjee diese Romane schrieb, war sie möglicherweise mit ähnlichen Problemen der Akkulturation konfrontiert, die in ihrem literarischen Werk zum Ausdruck kamen. Sie erwähnt, dass Taras Identitätskrise aus ihrer Wurzellosigkeit resultierte. Tara war auf der Suche nach ihren Wurzeln, ihrer angestammten Vergangenheit, als sie nach Kalkutta zurückkehrte. Dies ist, wie Mukherjee erklärt, ein “sehr amerikanisches Phänomen” (Gespräche mit Bharati Mukherjee 143).
Taras Wunsch, sich wieder mit ihrer Vergangenheit zu verbinden, war also ein Hinweis auf ihren Wunsch, sich an die amerikanische Kultur anzupassen (Mukherjee, The Tiger’s Daughter 45). In einem anderen Interview mit Sharmani Patricia Gabriel deutet Mukherjee an, dass es ihr beim Schreiben darum ging, die Erfahrungen oder die Identitätskrise der nichteuropäischen Einwanderer in Amerika zum Ausdruck zu bringen (Gabriel 126). Dimple in Wife stellt eine gebrochene und unterwürfige weibliche Identität in einem fremden Land dar. In Mukherjees Werk wird die Identität der Figuren eindeutig als plural und partiell dargestellt. Kulturelle Überschneidungen schaffen den Weg für eine hybride Kultur und ein neues Mittel der kulturellen Assimilation (Sarangi 140).
Die Auswanderung verursacht eine Krise der sozio-psychologischen Identität durch die physische Dislokation. Der Wechsel der Nation schafft eine gespaltene Identität, die zum größten Problem für die Emigranten wird. Der übergreifende Akkulturationsprozess macht sowohl Tara als auch Dimple zu einzigartigen Darstellungen der gebrochenen Identität, die so typisch für einen Emigranten ist.
Zentrales Thema
Eine gebrochene Identität ist die Folge einer physischen und physiologischen Dislokation, die dem Einwanderer das Gefühl gibt, keine Wurzeln zu haben. Dimples Unfähigkeit, sich an ihr neues Leben in Amerika anzupassen, war beispielsweise Ausdruck ihrer Unfähigkeit, sich an die neue Kultur anzupassen. Als sie mit den anderen bengalischen Ehefrauen zusammen war, fühlte sie sich zunächst abgestoßen, denn die Frauen waren nicht besser als ihre Gesellschaft in Kalkutta. Sie wollte unbedingt ihre Vergangenheit hinter sich lassen, aber als sie schließlich das neue Land erreichte, fühlte sie sich nicht dazugehörig, und ihre Nostalgie verfolgte sie.
Als sie jedoch in ihrer Wohnung in Manhattan allein gelassen wurde, fühlte sie sich isoliert und gefangen. In ihrem verzweifelten Bemühen, sich an die neue Welt anzupassen, sieht sie sich im Fernsehen Sendungen an, in denen Gewalt in Amerika gezeigt wird. Dimples Ausgrenzung beschränkte sich nicht nur auf ihren Status als Emigrantin. Sie war in ihrer Ehe mit Amit gefangen, der alle Facetten ihrer Existenz beherrschte. Dimples Identitätskrise war nicht nur eine Folge des Kulturschocks, sondern auch der patriarchalischen Überlegenheit, die die weibliche Identität erschüttert.
Gleich zu Beginn des Romans wird dem Leser die Inkonsequenz von Dimples Wünschen deutlich: “Dimple Dasgupta hatte sich in den Kopf gesetzt, einen Neurochirurgen zu heiraten, aber ihr Vater suchte in den Heiratsanzeigen nach Ingenieuren” (Mukherjee, Wife 3). Ihre Ehe mit Amit wurde arrangiert, und sie wird darin zur “unterwürfigen Anderen” (Krishnan).
Ihre selbst herbeigeführte Abtreibung war ein Akt der Revolte gegen das Patriarchat, ein Versuch, ihre Position als die Andere zu ändern. Doch als sie Amerika erreicht, wird sie als amerikanisierte Inderin erneut ausgegrenzt. Abgeschnitten von ihrer eigenen Kultur und mit einer tödlichen Angst, auszugehen, beschränkt sich Dimple zu Hause auf das Lesen von Zeitschriften und das Ansehen von Tagesspielen im Fernsehen. Die “Details des amerikanischen … Lebens”, die sie aus dem Fernsehen erfuhr, waren ihr Amerika (Mukherjee, Frau 72).
Sie kehrte jedoch nach Indien zurück, um sich wieder mit ihren Wurzeln zu verbinden. Diese Rückkehr in ihr Heimatland half ihr, die Vorzüge ihrer Wahlheimat zu verstehen. Tara hatte sich in den sieben Jahren in Amerika so sehr verändert, dass sie ihre Wahlheimat liebgewonnen hatte. Im Gegensatz zu Dimple hatte Tara nicht das Gefühl, dass Amerika für Inder unsicher sei. Im Gegenteil, sie hält New York für sicher, weil die Polizisten in den unterirdischen Tunneln umherstreifen und dafür sorgen, dass Frauen dort nicht allein reisen können.
Zitierte Werke
Gabriel, Sharmani Patricia. “”Routes of Identity”: Im Gespräch mit Bharati Mukherjee”. ARIEL-CALGARY, vol. 34, no. 4, 2003, pp. 125-138.
Krishnan, R. S. “Kulturelles Konstrukt und die weibliche Identität: Bharati Mukherjee’s Wife.” International Fiction Review, vol. 25, no. 1, 1998. Web.
Mukherjee, Bharati. Gespräche mit Bharati Mukherjee. Presse von Mississippi, 2009.
-. The Tiger’s Daughter. Houghton Mifflin Harcourt, 1971.
-. Frau. Penguine Books, 1975.
Sarangi, Jaydeep. “Bond without Bondage: Bharati Mukherjee and Jhumpa Lahiri”. Studies in Women Writers in English, Bd. 2, herausgegeben von Rama Kundu und Mohit Kumar Ray, Atlantic Publishers, 2005, S. 139-149.