Zusammenfassung
Bright not broken: Begabte Kinder, ADHS und Autismus, das Buch von Kennedy, Banks und Grandin (2011), befasst sich mit den Fragen der Identifizierung und Erziehung von doppelt außergewöhnlichen Kindern (2e-Kinder). Dabei handelt es sich um Kinder, die gleichzeitig außergewöhnliche Begabungen wie akademische, körperliche oder intellektuelle Fähigkeiten und eine Entwicklungs- oder Lernstörung wie die Autismus-Spektrum-Störung oder die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung haben.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil werden Nuancen im Zusammenhang mit der Identifizierung von 2e-Kindern erörtert. Es wird festgestellt, dass solche Kinder von ihren Lehrern oft als faul, unintelligent oder trotzig wahrgenommen werden, was zu schwerwiegenden Problemen in der Entwicklung des Kindes führt; daher ist es von größter Bedeutung, diese Kinder wirksam zu identifizieren, um auf ihre Bedürfnisse eingehen zu können.
Der zweite Teil befasst sich mit der Art der Probleme, mit denen 2e-Kinder konfrontiert sind. Die Autoren erörtern die Mängel, die im amerikanischen psychischen Gesundheits- und Bildungssystem bestehen. Insbesondere wird hervorgehoben, dass viele Kinder mit zahlreichen Störungen etikettiert und dementsprechend behandelt werden, oft mit starken Medikamenten, während sie in Wirklichkeit nicht an diesen Störungen leiden, sondern möglicherweise andere Behinderungen haben, die unbehandelt bleiben; außerdem fehlt es dem derzeit bestehenden Bildungssystem an Methoden, um mit 2e-Kindern richtig umzugehen.
Der dritte Teil schließlich befasst sich mit den Methoden, die eingesetzt werden können, um 2e-Kindern zu helfen. Hier wird betont, wie wichtig es ist, eine Kultur zu schaffen, die diese Kinder als intelligent und nicht als kaputt definiert.
Reflexion
Man kann sagen, dass das Buch einen qualitativ hochwertigen Überblick über die Problematik der Identifizierung, Bildung und Erziehung von Kindern mit 2e gibt. Die Autoren gehen systematisch an das Problem heran und beginnen mit den Schwierigkeiten, die mit der Unterscheidung der 2e-Kinder vom Rest der Kinder verbunden sind. So werden zum Beispiel einige typische Merkmale dieser Kinder genannt; auch die gängigen Ansichten der Erwachsenen über diese Kinder werden aufgezeigt und kritisiert, was zweifellos sowohl für Erzieher als auch für Eltern, deren Kinder 2e-Kinder sind, von Nutzen sein kann.
Es ist auch von größter Bedeutung, dass die Autoren betonen, dass die Diagnose von Kindern mit solchen Störungen wie z.B. der Oppositionellen Trotzstörung (ODD) oder der Verhaltensstörung (CD) oft fälschlicherweise gestellt wird, und dass die starken Medikamente, die auch für Kinder mit ODD oder CD nicht immer gut sind, den Kindern, die fälschlicherweise mit diesen Behinderungen diagnostiziert wurden, erheblich schaden und die Identifizierung ihres wahren Zustands behindern können, wodurch sich ihre gesundheitlichen, schulischen, sozialen und persönlichen Ergebnisse erheblich verschlechtern.
Die Autoren stellen fest, dass das derzeitige Diagnosesystem (d. h. das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) erhebliche Mängel aufweist, die dazu führen, dass die Fachleute häufig Fehler machen; dies führt auch dazu, dass die Eltern den Fachleuten die Schuld geben, die “einfach nur die Regeln ihres Berufs befolgt haben” (Kennedy et al., 2011, S. 82). Die Tatsache, dass die Autoren auf dieses Problem hinweisen, ist von entscheidender Bedeutung, da nur das öffentliche Aussprechen solcher Probleme zu positiven Veränderungen im bestehenden System führen kann.
Außerdem erörtern die Autoren des Buches die Probleme, die nicht nur mit dem psychischen Gesundheitssystem, sondern auch mit dem Bildungssystem in den USA zusammenhängen, und erläutern, mit welchen Schwierigkeiten Eltern und ihre 2e-Kinder konfrontiert sind, um den Kindern eine angemessene Bildung zu ermöglichen und sie davor zu bewahren, durch die Maschen des bestehenden Bildungssystems zu fallen”. Wichtig ist, dass die Autoren das derzeitige Bildungssystem unter die Lupe nehmen, das durch den No Child Left Behind Act beeinflusst wird und dafür sorgen soll, dass “alle Schüler, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Behinderungen, die Leistungsstandards erfüllen” (Kennedy et al., 2011, S. 140); dies bedeutet, dass ein einheitlicher Ansatz für alle Kinder verwendet wird, ohne Rücksicht auf ihre Besonderheiten, was dazu führt, dass die Bedürfnisse von behinderten und begabten Kindern nicht angemessen berücksichtigt werden; dies könnte für Kinder mit Behinderung noch gravierendere Folgen haben.
Allein die Tatsache, dass dieses Problem in dem Buch angesprochen und diskutiert wird und die Aufmerksamkeit der Leser auf das Thema gelenkt wird, ist ein wesentlicher Aspekt, der zweifellos dazu beitragen wird, sich auf den verschiedenen Ebenen der Gesellschaft für die Rechte nicht nur der Kinder der zweiten Klasse, sondern auch für die Rechte der anderen Kinder einzusetzen, die nicht gut in das bestehende Bildungssystem passen.
Ein weiterer bemerkenswerter Punkt ist, dass die Autoren nicht nur die organisatorischen Fragen im Buch ansprechen, sondern den Lesern auch einige praktische Empfehlungen zur Erziehung von 2e-Kindern geben. Die ersten beiden Autorinnen haben als Mütter von mehreren 2e-Kindern viel praktische Erfahrung, die sie mit ihrem Publikum teilen können; die Tatsache, dass die dritte Autorin selbst Autismus hat und erfolgreich damit umgehen konnte, verleiht dem Buch noch mehr Gewicht.
Daher sollte hervorgehoben werden, dass das Buch von Kennedy et al. (2011) einen systematischen Überblick und mehrere wertvolle Einblicke in die Situation bietet, mit der 2e-Kinder und ihre Eltern konfrontiert sind; diese werden zweifellos nicht nur für Eltern und Pädagogen hilfreich sein, die direkt mit 2e-Kindern zu tun haben, sondern auch für Personen, die sich für Kinder einsetzen.
Referenz
Kennedy, D. M., Banks, R. S., & Grandin, T. (2011). Bright not broken: Begabte Kinder, ADHS und Autismus: Warum doppelt begabte Kinder nicht weiterkommen und wie man ihnen helfen kann. San Francisco, CA: Jossey-Bass. Web.