Versuch 1
Beim ersten Reiben wurde die Rauheit mit sieben auf einer Skala von 1-7 bewertet, was eine sehr raue Oberfläche darstellt. Beim zweiten Reibeversuch sinkt die empfundene Grobheit jedoch auf einen Wert von vier auf einer Skala von 1-7.
Versuch 2
Das Zuckerwasser hinterlässt ein “normales” Gefühl von Süße. Die Mundumgebung verändert sich und passt sich dem “normalen” Gefühl des Zuckerwassers an. Durch die Zugabe von Süßwasser ändert sich jedoch der Geschmack, und man kann den deutlichen “salzigen” Geschmack des Süßwassers leicht wahrnehmen. Das Süßwasser bringt einen völlig anderen, einzigartigen salzigen Geschmack mit sich, dessen Konzentration nach einigen Sekunden nachlässt.
Versuch 4
Wenn beide Hände in die lauwarme Schale mit Wasser gelegt werden, ist ein deutlicher Temperaturunterschied festzustellen. Die Hand aus der kalten Schale spürt den deutlichsten Unterschied. Das warme Gefühl ist etwas ausgeprägt, aber die Hand gewöhnt sich schnell an das lauwarme Gefühl. Die Hand aus der warmen Schale spürt die geringere Temperatur, wenn auch etwas abgeschwächt, da das lauwarme Gefühl zum Tragen kommt. Tatsächlich fühlt sich die Hand aus dem heißen Wasser kalt an, wenn sie in lauwarmes Wasser kommt. Nach einer Weile haben sich beide Hände an das lauwarme Gefühl gewöhnt, und das deutliche Gefühl lässt zunächst nach.
Sensorische Anpassung
Die sensorische Anpassung wird auch als neuronale Anpassung bezeichnet und beinhaltet die Veränderung der Reaktionsfähigkeit des sensorischen Systems als Reaktion auf einen konstanten oder kontinuierlichen Reiz (Coon, 2010, S. 150). Die sensorische Anpassung wird normalerweise als Veränderung des Reizes empfunden. Wenn eine Person zum Beispiel mit einer neuen Oberflächenstruktur in Berührung kommt, spürt sie deren Beschaffenheit auf der Haut. Nach einiger Zeit, in der Regel nach einigen Minuten, hört die Person auf, die Oberflächenbeschaffenheit zu spüren.
Dieses Konzept wird als neuronale oder sensorische Anpassung bezeichnet, bei der die sensorischen Neuronen zunächst durch die Textur der Oberfläche stimuliert werden und sofort reagieren (Nevid, 2012, S. 94). Nach einer Weile nimmt die Reaktion jedoch ab, da nur noch wenige Neuronen freigesetzt werden. Im Wesentlichen bezeichnet sensorische Adaptation die vorübergehende Veränderung der neuronalen Reaktion auf einen Reiz aufgrund eines vorangegangenen oder früheren Reizes.
In den oben durchgeführten Experimenten kommt die Anpassung deutlich zum Ausdruck. Wie bereits erwähnt, erfolgt die Anpassung durch wiederholte Reize, die die Reaktion der sensorischen Neuronen allmählich abschwächen. Im ersten Experiment erzeugt das anfängliche Reiben des Daumens auf dem Sandpapier ein ausgeprägtes Gefühl der Grobheit. Durch wiederholtes Reiben verringert sich die Reaktion der sensorischen Neuronen, so dass sich der Finger an das Gefühl anpasst und das Gefühl der geringeren Grobheit entsteht. Im zweiten Experiment passt sich der Mund an den einzigartigen Zuckergeschmack des zuckerhaltigen Wassers an, da die sensorischen Neuronen auf der Zunge weniger reagieren.
Frisches Wasser führt jedoch neue Reize in die Umgebung des Mundes ein, wodurch das Gefühl der deutlichen Anpassung im Mund verschwindet. Im vierten Versuch spüren beide Hände deutlich den unterschiedlichen Zustand von lauwarmem Wasser. Die Hand aus dem kalten Wasser fühlt sich im lauwarmen Wasser heiß an, weil sie sich an das kalte Wasser angepasst hat. Die Hand aus heißem Wasser fühlt sich etwas kalt an, weil sie sich an das heiße Wasser angepasst hat. Nach einiger Zeit wird jedoch das einzigartige lauwarme Gefühl dominant, da sich beide Hände an die unterschiedliche Temperatur anpassen.
Am Experiment beteiligte sensorische Systeme
In Versuch 1 erklärt der Tastsinn die gefühlte Anpassung. Beim Reiben wurden Informationen von den Hautrezeptoren an zahlreiche neuronale Axone weitergeleitet, die Teil des somatosensorischen Kortex an der Oberseite der Gehirnoberfläche sind. Die Zellkörper des zentralen Nervensystems auf dem somatosensorischen Kortex empfangen die Informationen von der Haut, die insgesamt als sensorischer Input bezeichnet werden können (Coon & Mitterer, 2008, S. 142). Der sensorische Input wird an die Neuronen des zentralen Nervensystems weitergeleitet. Der somatosensorische Kortex sendet seinerseits sensorische Eingangsmeldungen an das Gehirn.
In Versuch 2 fungieren epitheliale Geschmackszellen auf der Zunge als Rezeptorzellen. Gelöste polare Moleküle, in diesem Fall Zucker, werden zu den Geschmacksporen transportiert und leiten chemische Reize in Nervenimpulse um. Die Bindung der polaren Moleküle an die Rezeptoren führt zur Ausschüttung von Neurotransmittern, die ein efferentes Nervenende erzeugen (Nevid, 2012, S. 96). Die Interaktion zwischen den Rezeptoren und den Elektrolyten führt zur Stimulation der Geschmacksknospen auf der Zunge und erzeugt einen neuronalen Code, der vom zentralen Nervensystem entschieden wird und den oben in Experiment eins beschriebenen Prozess wiederholt.
In Experiment 4 werden Temperaturrezeptoren, die unter der Haut liegen, durch heiße oder kalte Umgebungen stimuliert, wodurch Neuronen in der somatosensorischen Hirnrinde auf der Oberseite des Gehirns ausgelöst werden. Die Zellen des zentralen Nervensystems empfangen dann den sensorischen Temperatureingang (Nevid, 2012, S. 98). Der somatosensorische Kortex sendet dann Eingangsmeldungen an das Gehirn.
In allen oben genannten Experimenten führt eine große Anzahl von Neuronen, die anfangs gesendet werden, dazu, dass das anfängliche Gefühl überwältigend ist. Die Zahl der durch das zentrale Nervensystem gesendeten Neuronen nimmt jedoch allmählich ab, wodurch die vom somatosensorischen Kortex an das Gehirn gesendeten Botschaften wirksam reduziert werden, was zu einer Anpassung führt.
Anpassung und Entwicklung
Anpassung ist eines der wichtigsten Konzepte in der Evolution. Nach Ridley (2009, S. 45) bezieht sich Anpassung auf die Fähigkeit von Organismen, sich an die vorherrschenden dynamischen Umweltbedingungen anzupassen, um zu überleben. Adaptation bestimmt hauptsächlich die Fitness und das Überleben eines Organismus in der Umwelt. Anpassung bedeutet also, dass sich die Organismen technisch an die Umwelt “gewöhnen”, um zu überleben.
Referenzen
Waschbär, D. (2010). Psychologie: A Journey. New York: McGraw-Hill.
Waschbär, D. & Mitterer, J. (2008). Einführung in die Psychologie: Gateways to Mind and Behavior. New York: Willey & Söhne.
Nevid, J. (2012). Psychologie: Concepts and Applications. New York: Cengage Learning.
Ridley, M. (2009). Evolution. New York: Routledge.