Analyse “Die Geschichte der Sexualität” von Foucault Essay

Words: 573
Topic: Soziologie

In seinem bahnbrechenden Text Die Geschichte der Sexualität beschreibt Foucault die Entwicklung der Sexualität und wie fleischliche Genüsse allmählich zu etwas wurden, auf das die Gesellschaft mit der Begründung herabsah, es sei unangemessen und widerspreche der Arbeitsethik des viktorianischen Industrialismus. Das jahrhundertelange Schweigen und die inhärente Heuchelei, die mit der Unterdrückung einhergeht, sind das, worüber sich Foucault mehr Gedanken macht (8).

Foucaults Blick auf die Geschichte der Sexualität ist eher ein Diskurs als eine Entwicklung derselben. Er konzentriert sich vor allem auf die allmähliche Verharmlosung der Sexualität durch die Gesellschaft und wundert sich über die guten alten Zeiten, als “die Körper sich selbst zur Schau stellten” (4). Und dass die Gesellschaft die Bedeutung oder das Recht auf Offenheit der Sexualität nicht nur heruntergespielt oder untergraben hat, sondern diesen Aspekt des Lebens unterdrückt, ist sein Anliegen im gesamten Text. Darüber hinaus greift er die “Unterdrückungshypothese” (15) des 19. Jahrhunderts vehement an und wird zu einer bitteren Schmähschrift über das Verbot jeglicher Diskussion oder Handlung im Zusammenhang mit Sexualität in der Öffentlichkeit, die von der Gesellschaft so gemieden wurde. Die Tatsache, dass die Sexualität von der Gesellschaft und den darin wirkenden Machtstrukturen so extrem an den Rand gedrängt wurde, um diese Handlungen zu rechtfertigen und die fleischlichen Begierden zu verdrängen, wurde von Foucault ausführlich erörtert. Er zeigt die Prozesse auf, die dabei am Werk sind, und wie dies den “Bourgeois” zugute kommt, um ihre Sichtweise zu fördern. Dies setzt voraus, dass sich jeder Diskurs über Sexualität auf die Grenzen der Ehe konzentriert. Jede andere Äußerung oder Diskussion zu diesem Thema ist schlicht undenkbar und auch unerwünscht. Er zitiert wegweisende Köpfe wie Freud, um das Thema besser zu beleuchten, weist aber gleichzeitig auch auf die Unzulänglichkeiten solcher Schriften hin.

Aus Foucaults Text scheint hervorzugehen, dass fleischliche Genüsse nach dem 17. Jahrhundert tatsächlich in den Hintergrund getreten sind und dass es eine starke “Verbindung zwischen Wissen, Macht und Sexualität” gibt (5). Diese Verbindung zwischen den drei Begriffen hilft uns, die Machtstrukturen zu erkennen, die am Werk sind, und auch, wie diese die Hemmung der Sexualität in unserem Leben beeinflussen. Wir passen uns diesen Strukturen an und verstärken in der Folge diese Archetypen durch unsere Worte und Handlungen. Alles, was darüber hinausgeht, oder besser gesagt, was nicht mit diesen Vorstellungen übereinstimmt, wird entweder als Perversion (43) oder als Irrsinn bezeichnet. Der bemerkenswerteste Teil des Textes ist jedoch, dass Foucault für eine offenere Gesellschaft ohne diese Hemmungen plädiert und dass wir eine politische Revolution in Gang setzen sollten, um diese Machtstrukturen zu stürzen.

Er tadelt die Zensur, die der Sexualität auferlegt wurde, und plädiert für ihre Offenheit (23). Dies ist in der Tat sehr bedeutsam, da es nicht nur die historische Evidenz widerspiegelt (9), sondern auch seine Ansichten darüber offenbart. Was noch deutlicher wird, ist der Einsatz von Sexualität und die Definition von “Macht”, mit der er sich auf “Unterwerfung” und nicht auf “Unterordnung” bezieht (93). Daraus ergibt sich die Tatsache, dass die Gesellschaft von ihren Mitgliedern erwartet, dass sie sich den Vorschriften beugen und nicht nur tun, was man ihnen sagt. Die Unterwerfung kann als eine weitere Stufe der Unterwerfung gelesen werden – d.h. die Bourgeoisie begnügt sich nicht mit der Einhaltung von Regeln und Vorschriften, sondern verlangt von ihren Mitgliedern auch völlige Unterwürfigkeit. Dieser Aspekt unterstreicht, wie sehr die Sexualität verdrängt wurde und wie sehr sie mit Nachdruck aus dem Schrank geholt werden muss.

Referenzen

Foucault, M. (1978). Die Geschichte der Sexualität, New York: Random House Inc.