Einführung
Als Adam seinen todkranken Mentor, Vikar Ivan, besucht, ist niemand im Krankenhauszimmer. Der Vikar, der von seinen Mentees in der Kirche immer wieder gedemütigt wurde und mit einer Reihe von Missgeschicken im Leben konfrontiert war, kämpfte gegen den Krebs, wurde von einem Mitglied einer Neonazi-Bande in den Kopf geschossen und schien den Kampf ums Überleben zu verlieren. Doch der Arzt verkündet, dass die Kugel trotz aller Widrigkeiten den Hirntumor entfernt hat; Iwan hat sich erholt und ist auf dem Weg in den Krankenhausgarten. Adam ist verblüfft und sprachlos, denn er wird Zeuge eines wahren Wunders, wie ein Mann dem sicheren Tod entkommt.
Übersicht
In Adam’s Apples, einer dänischen Teerkomödie von Anders Thomas Jensen aus dem Jahr 2005, kümmert sich der allzu optimistische Prediger Ivan um den Neonazi Adam, den afghanischen Dieb Khalid und den Vergewaltiger Gunnar. Das Trio ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden und leistet in seiner Kirche gemeinnützige Arbeit ab. Der Optimismus des Pfarrers hat zwei Seiten: Er scheint nachsichtig mit den Menschen zu sein, die Strenge und Führung brauchen, und er vergisst das Leben, während er versucht, sein Trauma zu verarbeiten. Dieser Aufsatz befasst sich mit dem Thema des “Göttlichen” im Film und untersucht die Glaubensprüfung der Figuren.
Verständnis von Religion
Anders Thomas Jensens Darstellung der Reise eines modernen Menschen mit oder ohne Gott entspricht dem postmodernen Paradigma der Religion, da der Regisseur weder eine harte Position einnimmt noch die Frage beantwortet, ob die Ereignisse von Gott verursacht wurden. Iwan stellt die Religion nicht in Frage; für ihn stellt der Teufel ihn mit Unglücksfällen auf die Probe, aber sein guter Glaube macht ihn widerstandsfähig. Adam hingegen ist skeptisch und sucht die Konfrontation mit dem Pfarrer, um zu beweisen, dass Iwans unglückliches Leben ein Zeichen für den Hass Gottes ist. Das übergeordnete Thema des Films ist die Spiritualität, die sich in Iwan verkörpert, der das nicht-materielle Gute sucht, Vergebung praktiziert und sich um die Integrität des menschlichen Geistes bemüht. Adam hingegen gibt sich seinen gewalttätigen Instinkten hin und ist von Ivans Gelassenheit genervt. Der Konflikt zwingt den Vikar, in seinem Glauben zu verharren, und den Mentee, seine Überzeugungen zu überdenken.
Die Notlage von Iwan
Anhand von Ivans Figur schildert Regisseur Jensen die Geschichte von Hiob und dessen Glaubensprüfung. Seine Lage ist beklagenswert: Als Opfer von sexuellem Kindesmissbrauch wird Ivan Zeuge des Selbstmords seiner Frau, zieht ein behindertes Kind auf und kämpft gegen den Krebs, aber er zeigt keinen Zorn auf den allmächtigen Gott. Trotz allem wird die Geschichte immer düsterer und Iwan zeigt eine schockierende Unkenntnis der Realität: Er ist überzeugt, dass sein Kind kerngesund ist und seine Frau nicht Selbstmord begangen hat. An diesem Punkt könnte der Zuschauer zu dem Schluss kommen, dass absoluter Glaube schnell blind macht und ein gottesfürchtiger Mensch in die Irre geht, was wiederum die Religion untergraben und die Gläubigen als dumm entlarven kann. Doch ähnlich wie der biblische Hiob erfährt Iwan nach einem Leben voller Elend Gnade und Heilung, was seine Beharrlichkeit im Glauben rechtfertigt.
Glaube an die Menschen
Ein weiterer Prüfstein für Ivans Glauben sind die Schwierigkeiten, die er mit den Mentees hat. Zunächst verwirrt und überfordert Iwans Bescheidenheit und “Nächstenliebe” das Trio, von denen Adam (Adam’s Apples) zweifelsohne der schwierigste ist. Zu Beginn des Films greift er seine Mitbewohner an und bewahrt ein Porträt Hitlers in seinem Zimmer auf. Trotz seines feindseligen Auftretens hat die Figur auch positive Eigenschaften wie Entschlossenheit, die Ivan erkennt. Er hält ihm jedoch keine Predigt, sondern lässt ihn Zeuge von etwas werden, das sein Leben wirklich verändert. Einmal wird Adam in ein Krankenhaus gebracht, wo er einem alten Mann auf dem Sterbebett begegnet, der in einem Konzentrationslager untergebracht war. Die Reue des Patienten rührt Adam; bald ist das berüchtigte Porträt verschwunden. Diese Szene ist von zentraler Bedeutung für das Verständnis des Themas der Prüfung des Glaubens. Für Iwan braucht es eine feste Überzeugung, um imposante Ideen abzulehnen und auf das Gute im Menschen zu vertrauen, während es für Adam eine Begegnung mit jemandem braucht, der seine Ansichten vertritt, um sie zu verwerfen.
Wenn man das Leben der Hauptfiguren in Adam’s Apples betrachtet, fällt es schwer zu behaupten, dass der Gott des Films ein gerechter Gott ist. Die Komödie bietet einen auffälligen Gegensatz zwischen dem miserablen Leben eines gottesfürchtigen Mannes und der schnellen Erlösung eines verdorbenen Neonazis, ohne dass dies wirkliche Konsequenzen hat. Gleichzeitig kann man Gott, von einem anderen Standpunkt aus betrachtet, auch als denjenigen bezeichnen, der die Figuren Schritte machen lässt, aber ihre Wege lenkt. Er scheint einen starken Willen ebenso zu fördern wie einen unerschütterlichen Glauben; das Konzept erscheint plausibel, da die Figuren, die genau diese Eigenschaften besaßen, am Ende belohnt wurden. Dabei wirken ihre Geschichten absolut glaubwürdig, ohne jeden Sinn für das Geheimnisvolle.
Die Dualität
Der Film hat mein Verständnis von Religion aufgrund der bereits erwähnten Dualität Gottes vertieft. Seine Gerechtigkeit ist ungeheuerlich, er ist nicht frei von menschlichen Schwächen, da er vielleicht nicht die richtigen Leute belohnt (Ivan); gleichzeitig ist sein Mitgefühl für die Verlorenen und Sünder (Adam) überwältigend. Ich stimme einer solchen Darstellung zu, denn vom christlichen Standpunkt aus interpretiere ich diese scheinbar unüberwindbare Ambiguität im Einklang mit den Darstellungen Gottes im Alten und Neuen Testament.
Schlussfolgerung
Alles in allem hält sich der Autor Anders Thomas Jensen in Adams Äpfel klugerweise von Selbstgerechtigkeit fern und bringt den Zuschauer dazu, Fragen zu stellen, auf die die Komödie keine Antworten gibt. Je nach Überzeugung kann man sich entscheiden, ob es der feste Glaube war, der Ivan gerettet hat, oder ein Zufall, oder ob Erlösung immer möglich ist, selbst für einen zutiefst verdorbenen Mann. Eine Behauptung bleibt jedoch wahr. Selbst unter dem postmodernen Paradigma des Zweifels und der unerbittlichen Infragestellung zeigt der Regisseur in seiner fesselnden Erzählung Wunder aus dem wirklichen Leben und eine realisierbare Darstellung der Nöte und der Erlösung eines Menschen.
Zitierte Arbeit
Adams Äpfel. Regie: Anders Thomas Jensen, Darsteller: Ulrich Thomsen, Mads Mikkelsen, Nicolas Bro und Ali Kazim, Outsider Pictures, 2005.