“A Priori” von Rachel Zolf: Kritische Analyse Essay

Words: 857
Topic: Gedichte

Rachel ist eine moderne kanadische Dichterin, die in ihren Werken die Bandbreite der Probleme im Zusammenhang mit der jüdischen Diskriminierung und der Besetzung Israels reflektiert. Das Eröffnungsgedicht A Priori ist in Form eines Satzes verfasst, in dem sie sich gegen Begriffe wendet, die unmöglich zu widerlegen sind. So enthält das Gedicht eine Liste von “Wenn”-Aussagen über die Vorzüge und Mängel des modernen Lebens. Diese einfachen Aussagen offenbaren viele soziale, kulturelle und religiöse Themen, die immer noch strittig sind. Das Gedicht stellt die Konzepte in Form von abhängigen Sätzen dar und zeigt so, dass alles in der Welt miteinander verbunden ist. Gleichzeitig äußert Zolf ihre Zweifel am ständigen Bedürfnis, Wissen zu erlangen.

In ihrem Interview erklärt Zolf:

Diese Sätze, die von ihrer Natur her als Gegebenheiten gedacht sind, enthalten natürlich ironischerweise immer noch die konditionale “wenn”-Aussage, die von den Vertretern der einfachen Sprache und anderen so sehr verabscheut wird. Indem all diese verschiedenen Sätze einander gegenübergestellt werden und nebeneinander auf derselben Seite stehen, wird ihre Gültigkeit als Apriori-Sätze in Frage gestellt (189).

Damit versucht die Dichterin zu verdeutlichen, dass es keinen klaren Begriff gibt, da alles im Vergleich wahrgenommen wird. Mit anderen Worten, Zolf wendet das Prinzip der Relativität an, bei dem eine Idee von einer anderen abhängig ist.

Aus den ersten Zeilen können wir Zolfs Interpretation der Kirche und des Gottesdienstes als eine Form des Trostes und der Befreiung nachvollziehen. Daher die Zeile “wenn der Sabbat eine Form von Zwang ist” (Zolf 206). Im Gegensatz dazu könnte der Gottesdienst auch als eine Methode definiert werden, den Einzelnen in ein bestimmtes Konzept zu zwingen, das kaum definiert ist. In der nächsten Zeile wird erklärt, dass dieses Konzept durch die Vorstellung von Kampf und Krieg offenbart wird.

Die nächsten beiden Zeilen belegen die Präsenz der verschiedenen Seiten des Krieges. Die Zeile “wenn Elie Wiesel der Holocaust ist” (Zolt 206) umfasst die Zeit der gnadenlosen Auslöschung der Juden während des Holocausts. Der nächste Satz ist die Antwort und die Abwertung der grausamen Behandlung dieses Volkes durch die Nazis. Zugleich ist er ein Aufruf, die Menschen an ihre Menschlichkeit zu erinnern.

In einigen Fällen erfüllt diese Konjunktion nicht ihre direkte Funktion, sondern enthält die gegenteilige Bedeutung, wodurch die Folge, nicht aber die Bedingung betont wird. Daher ist es unmöglich zu erkennen, welcher Satz a priori ist. In dieser Hinsicht berührt die Zeile “wenn es einen Schrecken im Herzen der Göttlichkeit gibt” (Zolf 206) Zolf die Demut, die auf der Angst beruht, aber gleichzeitig sehen wir die entgegengesetzte Zeile: “wenn der Körper in der Nähe der Pizzeria Sbarro explodiert” (Zolf 206), was die Konfrontation der göttlichen Gesetze und der fleischlichen Begierden impliziert.

Die “Wenns” zeigen auch den starren Übergang des Autors von rechtschaffenen Behauptungen zu bodenständigen Vorstellungen von der Realität der unmoralischen Gewalt und der Verletzung der göttlichen Gesetze. Damit zeigt Zolf die völlige Nichtübereinstimmung der Religion mit unserem Leben, die durchaus kontrastierend sein kann. Die gegensätzlichen Thesen haben einen ironischen Sinn. So unterstreicht die Schlusszeile “Wenn Israel nicht in Israel ist” (Zolf 207) die Absurdität der Aussage mit einer leicht ironischen Andeutung. Andererseits symbolisiert Israel die geistige Zuflucht, nicht aber den geographischen Ort. Wie man sehen kann, ist der Vers voll und ganz der Symbolik unterworfen, da jedes Wort einen tiefgründigen philosophischen Gedanken offenbart.

Das Vorhandensein von “Wenns” verstärkt das Gefühl der Rätselhaftigkeit des Verses. Mit Hilfe dieses Ansatzes machen die von Zolf aufgestellten Bedingungen die Aussagen vager und unsicherer. In diesem Zusammenhang schreibt die Dichterin: “Meine erkenntnistheoretische Herangehensweise an die Welt und das Schreiben besteht nicht unbedingt darin, Antworten zu finden, sondern Fragen zu stellen” (189) Zolfs Absicht ist es, zu zeigen, dass die Menschen danach streben sollten, die Wahrheit zu erkennen, indem sie Fragen stellen, denn je mehr man fragt, desto mehr Antworten wird man erhalten. Daher könnte man A Priori als eine unendliche Reihe von Überzeugungen betrachten, die schwer zu rechtfertigen sind.

Die obigen Ausführungen zeigen, dass die Gültigkeit der einzelnen Aussagen in Frage gestellt wird. Das Gedicht spiegelt die zeitgenössische Sicht auf die Religion und ihre moderne Mission wider, in der Gott auf philosophische Aussagen und Formeln reduziert wird. Die “Wenn”-Prämissen zeigen den zerstörerischen Einfluss des modernen Denkens auf die religiösen Fragen und moralischen Werte.

Der Vers ist in zwei Teile gegliedert, wobei der erste Teil eine Reflexion der religiösen Fragen ist, die der Realität gegenüberstehen, während der zweite Teil eine Reaktion auf die in der Vergangenheit festgelegten Traditionen darstellt. Obwohl der zweite Teil ebenfalls in der Form einer “Wenn”-Aussage gestaltet ist, klingt er dennoch affirmativ, so dass er eine Art Schlussabsatz zu den im ersten Teil genannten Thesen darstellt. Darüber hinaus ist der letzte Teil eher eine moderne Sichtweise der Religion.

Als Schlussfolgerung ist festzuhalten, dass Zolfs A Priori beweist, dass das Leben als System der geschlossenen Aussagen behandelt werden könnte. Die Dichterin betrachtet es vielmehr als ein erkenntnistheoretisches Mysterium, das einen unaufhörlichen Strom von Fragen erfordert. Im Allgemeinen ist dieses poetische Werk furchtlos und mutig und entspricht damit der postmodernen Realität.

Zitierte Werke

Eichhorn, Kate und Milne, Heather. Prismatische Öffentlichkeiten: Innovative kanadische Frauenpoesie und -poetik. Kanada: Coach House Press, 2009.

Zolt, Rachel. Neighbour’s Procedure Kanada: Coach House Press, 2010.