70er-Jahre-Mode als Freiheit der Wahl
Die Mode ist ein Spiegelbild des jeweiligen Jahrzehnts. Es besteht kein Zweifel, dass sich die wichtigsten Aspekte der historischen Zeit in der Kleidung, die die Menschen trugen, wiederfinden lassen. Die Mode der 70er Jahre war hell, bunt und flippig, definitiv eine Feier des Friedens und der Freiheit, die nach dem Jahrzehnt des Krieges und des Chaos kam. Darüber hinaus änderte sich die Mode auch in diesem 10-Jahres-Zeitraum, von den lauten Schlaghosen und fransigen Oberteilen bis hin zu Anzügen, die mit Bauernblusen getragen wurden. Die Mode der 70er Jahre war keine Mode, sie war die Freiheit der Wahl. Die Menschen begannen zu tragen, was ihnen gefiel, auch wenn es von der “erwarteten” Norm abwich. So waren die 70er Jahre die glänzende Ära der Freiheit der Wahl in der Mode.
Geschichte der 70er-Jahre-Mode und ihre Einflüsse
Die Modeindustrie der 70er Jahre durchlief eine experimentelle Phase, da die Zeiten der psychedelischen Stile der 60er Jahre völlig vorbei waren. Anfang der 70er Jahre wurde ein großer Teil des Hippie-Stils in die Mainstream-Gesellschaft übertragen. Mit dem Ende des Vietnamkriegs verloren die Öffentlichkeit und die Medien jedoch in der Mitte des Jahrzehnts das Interesse am Hippie-Stil und begannen, sich der Mod-Subkultur zuzuwenden (Kass 24).
Die Modegeschichte der 70er Jahre ist auch durch das Aufkommen von Punk- und Skinhead-Stilen gekennzeichnet. Das Jahrzehnt der 70er Jahre war voller Glück, denn der Vietnamkrieg war vorbei, und die Gesellschaft wollte feiern. So wurden die Disco-Partys zu einem wichtigen Bestandteil der damaligen Kultur. Die Disco-Mode war gegen Ende der 70er Jahre am weitesten verbreitet, aber sie blieb der beliebteste und einprägsamste Stil des Jahrzehnts (Kass 25).
Das Jahrzehnt der 70er Jahre war die Ära der Modewahl. Vorher hielt sich das Publikum strikt an die von den Designern aufgestellten Regeln, während die Designer in den 70er Jahren begannen, den Wünschen des Publikums zu folgen. Der Designer Oscar de la Renta beschrieb die Mode der 70er Jahre wie folgt: “Heute gibt es eigentlich keine Mode mehr. Es gibt nur noch Wahlmöglichkeiten. Frauen kleiden sich heute, um ihre Persönlichkeit zu zeigen. Früher zeigte sie die Persönlichkeit des Designers.
Bis in die 70er Jahre haben die Frauen auf die Designer gehört. Jetzt wollen sie es auf ihre eigene Art machen” (Granger 151). Dennoch gab es eine Designerin, die es schaffte, die Herzen der Öffentlichkeit zu erobern, und das war Diane Von Furstenberg. Im Jahr 1972 sorgte sie mit ihrem einfachen Modeslogan für eine Explosion in der Modewelt: “Feel like a woman. Tragen Sie ein Kleid” (Granger 151). Bis zum Ende des Jahrzehnts hatte sie es geschafft, Millionen ihrer berühmten Wickelkleider aus weichem Jersey-Stoff zu verkaufen.
Die 1970er Jahre als das ‘Ich-Jahrzehnt’
Da die Mode der 1970er Jahre die Freiheit des Ausdrucks und die Freiheit des persönlichen Stils verherrlichte, wurde das Jahrzehnt als “Me Decade” bezeichnet. Das bedeutete, dass das Befolgen einer bestimmten Mode nicht gleichbedeutend mit dem Befolgen der festgelegten Regeln war. Aus diesem Grund änderten die Medien ihre Perspektive und begannen, sich weniger auf die Marken, sondern auf den Kunden zu konzentrieren. Die “Me”-Mode wurde von der Hippie-Mode der 60er Jahre beeinflusst, die die Idee vertrat, dass man nicht der populären kapitalistischen Mode folgen, sondern tragen sollte, was einem gefiel. Ironischerweise wurde die Ablehnung von Trends durch die Hippies von den Konfektions- und Modemarken in den 70er Jahren übernommen.
Der Hippie-Geist und der “Me”-Stil waren also die beiden Gründe, warum es so viele verschiedene Looks gab. Diese Vielfalt konnte in der Modeindustrie oft zu Verwirrung und einem Mangel an konkreter Orientierung führen (Dirix und Fiel 17).
Heutzutage ist die Mode der 70er Jahre im Trend. Egal, welche Modezeitschrift man durchblättert, Vogue oder Marie Claire, man stößt zweifellos auf Maxikleider, geschnürte Bauernblusen oder psychedelische Prints. Die Herbst-Winter-Kollektionen 2015 waren voll von retro-inspirierten Silhouetten, die auf dem Laufsteg zu sehen waren und dann auf die Konfektionsindustrie übergingen. Dennoch gibt es einen Unterschied zwischen den aktuellen 70er-Jahre-Trends und der Art und Weise, wie sie beim ersten Mal ausgeführt wurden. So wurde beispielsweise die klassische Kombination aus Lederjacke und Schlagjeans mit einem klobigen Pullover und Plateaustiefeln getragen, während der Trend heute mit spitzen Absätzen und leichten Hemden verwässert wird (Bender 133).
Schlussfolgerung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Mode der 70er Jahre nicht von strengen Regeln geprägt war, die man vollständig befolgen musste, um in der Gesellschaft akzeptiert zu werden. Die Menschen waren frei, zu tragen, was sie wollten, und zu sein, wer sie sein wollten. Egal, was sie trugen, ob Minirock, Bauernbluse oder hellen Anzug, es war alles eine Frage des Gefühls, ganz ähnlich wie heute. Außerdem war der Stil der 70er Jahre eine Art Feier des Vietnamkriegs, und so erhielt die Kleidung eine leuchtende Farbpalette sowie klassische, flippige Silhouetten, die auch heute noch beliebt sind. Die Mode der 1970er Jahre trug dazu bei, sich von den traditionellen Normen der vorangegangenen Jahrzehnte zu lösen, und half, die akzeptablen Standards für die zukünftige Mode neu zu definieren.
Zitierte Werke
Bender, Lee. Bus Stop and the influence of the 70s on fashion today. London: A & C Black, 2010. Drucken.
Dirix, Emanuelle, und Charlotte Fiel. Fashion in the ’70s: The Definitive Sourcebook. London: Carlton Publishing Group, 2014. Drucken.
Granger, Michele. Mode: Die Industrie und ihre Karrieren. New York: Fairchild Books, 2012. Drucken.
Kass, Alison, Das 20. Jahrhundert der amerikanischen Mode: 1900 – 2000. 2011.