Grimm, Reinhold und Jost Hermand (Hrsg.). 1992. 1914/1939 Deutsche Betrachtungen zu den beiden Weltkriegen. Madison, Wisconsin: University of Wisconsin Press.
Das Buch, das für die Analyse in diesem Beitrag ausgewählt wurde, ist 1914/1939 German Reflections of the Two World Wars, herausgegeben von Reinhold Grimm und Jost Hermand. Es enthält eine Reihe von Einzelwerken berühmter deutscher und deutschsprachiger Autoren wie Hans Rudolf Vaget, Hans Peter Hermann, Reinhold Grimm und Jost Hermand. Zu den Auswahlkriterien für dieses Buch gehörten die umfassende Darstellung der beiden Weltkriege aus deutscher Sicht und das Vorhandensein von Werken namhafter Autoren in diesem Buch. Auch das breite Spektrum der Werke, aus denen das Buch besteht, war für die Auswahl ausschlaggebend, da das Vorhandensein verschiedener Meinungen zum Thema zu einem objektiven und unvoreingenommenen Wissen beitragen kann. Schließlich wurde dieses Buch ausgewählt, weil es eine literarische Perspektive der Weltkriege bietet, während sich die meisten anderen Quellen auf die politischen und militärischen Aspekte der Kriege konzentrieren.
Das Hauptthema des Buches ist die künstlerische Perspektive auf die Weltkriege, an denen Deutschland direkt beteiligt war. Mit anderen Worten, die neun in dem Buch versammelten Aufsätze stellen die Ansichten und Überlegungen der Autoren zu den Auswirkungen der Weltkriege auf die einzelnen Vertreter der deutschen Kunst wie Berthold Brecht und Thomas Mann und auf die künstlerische Entwicklung der Nation als Ganzes dar (Grimm und Hermand, 1992, S. vii). Das Thema des Buches ist also die Wechselbeziehung von Krieg und Kunst und die Entstehung des Konzepts des Vereinigten Europas aus dem Kampf der Nationen um eine friedliche Existenz.
Der Inhalt des Buches lässt sich dadurch charakterisieren, dass verschiedene Aspekte der Kunst während der Weltkriege angesprochen werden, aber diese Ansprache ist einheitlich in ihrer Fokussierung auf den überragenden Charakter der Kunst. So stellt Hans Rudolf Vaget in seiner Darstellung des Lebens und der künstlerischen Entwicklung Thomas Manns in der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs die Kunst als das mächtige Werkzeug im Kampf gegen die Gewalt dar (Grimm und Hermand, 1992, S. 3). Indem er den berühmten deutschen Schriftsteller als Zinnsoldaten im Kampf gegen den deutschen Imperialismus und die Aggression darstellt, gelingt es Vaget, die Bedeutung der Kunst für die Existenz des Menschen aufzuzeigen.
Grimm betrachtet das Leben des deutschen Dichters und Essayisten Gottfried Benn vor, während und nach den Kriegen (Grimm und Hermand, 1992, S. 22), während Schoeps das Leben von Bertold Brecht während der beiden Weltkriege untersucht (S. 37). Bullock stellt Leben und Werk von Ernst Junger vor (S. 70), Hermand entwirft einen allgemeinen Bericht über die deutsche Kunst während der Kriege (S. 91), und Silberman konzentriert sich in seiner Untersuchung auf das Kino im Deutschland der Kriegszeit (S. 116). Das Buch enthält auch Informationen über die Rechte der Frauen und die künstlerische Arbeit während der Kriegsjahre, wie sie von Halle, Sokeland und Tyson dargestellt werden (S. 137).
Hermann geht weiter auf das Thema Wissenschaft und Bildung während der Kriege ein (S. 154), während Lutzeler das Buch mit der Entwicklungsgeschichte der Idee des Vereinigten Europas in Deutschland und Österreich abschließt (S. 174). Den Abschluss des Buches bilden die Analyse dieser Einheitsidee und die Überlegungen zu den Auswirkungen von Krieg und nationalistischem Gedankengut auf den Einigungswillen der europäischen Nationen, insbesondere nach der Überwindung der chauvinistischen Ideen, die die Nationen in die Weltkriege führten (S. 184). Davon ausgehend ist das von Grimm und Hermand (1992) herausgegebene Buch eher ein analytisches Werk, das dazu beiträgt, die Realität der Weltkriege zu verstehen, anstatt nur Fakten und Daten über beide zu betrachten.
Obwohl das Hauptaugenmerk des Buches als Ganzes und jedes einzelnen Aufsatzes, aus dem es besteht, auf dem künstlerischen Leben in Deutschland in der Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs liegt, enthält das Buch auch eine beträchtliche Menge an Informationen über die Zeit der Vergangenheit, in der die Kriege stattfanden. Zu den interessantesten Fakten des Buches gehören die Reaktionen der Intelligenz und der Künstler in Deutschland auf die beiden Kriege und ihre jeweiligen Aktivitäten im Zusammenhang mit den Kriegen. Außerdem beschreiben Autoren wie Vaget und Schoeps die Teilnahme von Brecht und Mann am Krieg, zunächst als Befürworter des “Vaterlandes” und dann als Gegner des chauvinistischen Regimes der nationalsozialistischen Partei. So trägt das vorliegende Buch dazu bei, das Wissen über den Ersten und Zweiten Weltkrieg zu erweitern und es aus dem rein politischen Kontext in den größeren Rahmen des gesellschaftlichen Lebens und der Entwicklung von Gemeinschaft und Kunst zu stellen.
Diese Eigenschaft des Buches, d. h. seine umfassende Fokussierung sowohl auf präzise historische Daten als auch auf die Darstellung der Entwicklung der Künste im besprochenen Zeitraum, ermöglicht es dem Leser, letztere mit größerer Tiefe zu verstehen. Die Informationen über die Opposition, die zahlreiche deutsche Wissenschaftler und Künstler gegen das Hitler-Regime im In- und Ausland bildeten, sorgen beispielsweise für ein besseres Verständnis des gesellschaftlichen Lebensbildes im Europa jener Zeit. Die Beschäftigung der Buchautoren mit Themen, die fast nie zuvor diskutiert wurden, hilft auch bei der Auseinandersetzung mit den negativen Stereotypen gegenüber der deutschen Nation als Ganzes. Das Verständnis des Kontextes, in dem die Weltkriege ausbrachen und sich entwickelten, ermöglicht es dem Leser, sich ein objektives Bild von solchen historischen Ereignissen wie dem Ersten und Zweiten Weltkrieg zu machen.
Die Herangehensweise der Autoren der neun Aufsätze, aus denen sich das Buch zusammensetzt, spielt bei diesem Verständnis der historischen Ereignisse die entscheidende Rolle. So verwendet beispielsweise Schoeps den Ansatz einer verständlichen und einfachen Lebensbeschreibung, die zugleich zahlreiche Fakten über das gesellschaftliche Leben in Deutschland während des Ersten Weltkriegs und den Standpunkt, den Berthold Brecht zu den Weltkriegen vertrat, enthält (S. 38). In allen anderen Aufsätzen verbinden die Autoren diesen deskriptiven Ansatz mit analytischen Überlegungen, die es den Lesern erleichtern, die aus dem Buch gewonnenen Informationen zu verstehen. Indem sie darstellen, wie Thomas Mann, Junger, Brecht und andere deutsche Künstler die Weltkriege sahen, versuchen Autoren wie Grimm, Vaget, Hermann und Hermand, die Gründe für die Fakten zu erklären, über die sie argumentieren, und tragen so zur Glaubwürdigkeit und Gültigkeit ihrer Werke bei.
Die wissenschaftliche und künstlerische Herangehensweise der Autoren, deren Werke in diesem Buch enthalten sind, zeigt sich auch in der Verwendung spezifischer Belege zur Unterstützung ihrer Argumente. Es ist erwähnenswert, dass alle neun Aufsätze durch eine starke Beweisführung charakterisiert werden können, da es den Autoren wie Bullock, Schoeps, Silberman und anderen gelungen ist, in ihren Werken Elemente biografischer Essays und historischer wissenschaftlicher Veröffentlichungen zu kombinieren. Im Einzelnen verweisen die Autoren auf zahlreiche frühere Forschungen zu Leben und Werk von Thomas Mann, Berthold Brecht und anderen berühmten deutschen Künstlern. Im Hinblick auf die Entwicklung des Kinos, der Wissenschaft und des Bildungswesens im Deutschland der Kriegszeit stellen die Wissenschaftler die Meilensteine in diesen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens vor und untermauern ihre Überlegungen mit Zitaten aus der seriösen Forschung.
Davon ausgehend kann die Lektüre des Buches von Grimm und Hermand (1992) die Meinung des Lesers über die Weltkriege I und II und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen erheblich verändern. Gewöhnt an die traditionell politische Hervorhebung der Weltkriegsereignisse, mag der Leser zunächst überrascht sein, mit dem künstlerischen und gesellschaftlichen Kontext des Themas konfrontiert zu werden, aber bei näherer Betrachtung erweitert dieser Kontext nur das Wissen über die Geschichte der Weltkriege. Die Arbeit von Grimm und Hermand (1992) hat mein Verständnis des Themas verändert, indem sie ihm verschiedene Gesichtspunkte und Kontexte hinzufügte. Mit anderen Worten, ich betrachte die Weltkriege heute nicht mehr nur als militärische Konflikte, sondern verstehe ihre sozialen Auswirkungen auf die Entwicklung der europäischen Gemeinschaft und die Entstehung der Idee des vereinten Europas.
Schließlich unterscheidet sich die ungewöhnliche Methode, die Kunst und die Entwicklung des Gemeinwesens im Zusammenhang mit den Weltkriegen zu beleuchten, von dem traditionellen Wissen über dieses Thema, das in Lehrbüchern und Vorlesungen vermittelt wird. Anstelle des bloßen Studiums von Namen, Meilensteinen und Ereignissen in der Geschichte des Ersten und Zweiten Weltkriegs erlaubt das Buch von Grimm und Hermand (1992), tiefer in das Thema einzusteigen und es sozusagen von innen heraus zu verstehen, was den Horizont eines jeden Lesers bereichert.
Referenz
Grimm, Reinhold und Jost Hermand (Hrsg.). 1992. 1914/1939 Deutsche Betrachtungen zu den beiden Weltkriegen. Madison, Wisconsin: University of Wisconsin Press.